Honda tut sich, wenn sie den Kunden nicht entgegen kommen, keinen Gefallen für die Zukunft. Ich kann mir gut vorstellen, dass dann bei vielen Kunden es der letzte Honda war/ist der gekauft wurde. Den Händlern kann man nicht die Schuld zuschieben, sie sind nur die Leidtragenden am Ende der Kette.
Ohne Honda groß verteidigen zu wollen:
Glaubt Ihr denn wirklich, dass es bei anderen Herstellern besser ist? Was ich so höre, ist das Gegenteil der Fall. Von der Chipkrise sind weltweit alle Automobilhersteller betroffen. Dasselbe gilt für die explodierenden Energiepreise (eigene Produktion ebenso wie Vorprodukte, insbesondere Stahl).
Ihr spürt es jetzt am konkreten Beispiel Honda, weil Ihr Euch einen Honda bestellt habt. Aber wäre es irgendein anderer Hersteller, wäre die Situation (lange Lieferfristen, Ausstattungsänderungen, mehrere Preiserhöhungen) mindestens genauso, denn die Ursachen sind überall die gleichen und es kann nur mittelfristig Abhilfe geschaffen werden. Willkommen in der neuen Welt, die uns noch viele Jahre im Griff haben wird. Deutschland spürt erstmals nach 50 Jahren etwas, das in den meisten Ländern der Welt seit jeher Alltag ist: Einschränkung, Mangel, Verzicht.
Honda hatte beim HR-V einen dreimonatigen Produktionsstopp wegen der Chipkrise. Es musste entschieden werden zwischen Abstrichen bei der Ausstattung (u.a. Soundsystem, Heckklappensteuerung) und einem weiter andauernden Produktionsstopp. Wie würdet Ihr Euch fühlen als Fabrikarbeiter, ohne Kurzarbeitergeld (so etwas gibt es nur in wenigen Ländern) nach Hause geschickt zu werden, weil die Produktion still steht, da das 10er-Soundsystem bzw. die Heckklappensteuerung nicht lieferbar ist? Keine leichte Entscheidung für das Honda-Management zwischen einer Aufrechterhaltung der Produktion und den Bedürfnissen der Kunden. Allerdings finde ich auch, dass Honda den Kunden, deren Fahrzeugausstattung nicht der Bestellung entspricht, irgendwie entgegenkommen müsste. Wie detroit_steel richtig geschrieben hat, sollte es nicht auf dem Rücken der Händler ausgetragen werden.
In dieser globalen Krisensituation ist für mich persönlich dennoch von entscheidender Bedeutung, ob ich bisher mit einer Marke sehr zufrieden war (so habe ich aktuell auf den neuen Miele-Einbaugeschirrspüler 5 Monate gewartet). Denn wichtig ist doch die Erfahrung mit dieser Marke und die Verlässlichkeit, dass das neu bestellte Produkt die gewohnte Qualität aufweist. Das ist für mich persönlich bei Honda absolut der Fall.
Und zum Vergleich, wann aus meiner Sicht wirklich Kritik berechtigt ist: Ich habe auf meinen im November 2015 bestellten HR-V der 2. Generation bis Oktober 2016 warten müssen (11 Monate). Damals gab es weder wegen Corona gerissene Lieferketten noch eine Energiekrise. Schuld war Hondas Entscheidung, ein Werk in Mexiko zu bauen, das erhebliche Anlaufschwierigkeiten hatte und bis heute nicht wirklich gut funktioniert (nicht umsonst kommen die europäischen Hondas nun wieder aus Japan). Damals fand ich die massive Kritik berechtigt, denn die Probleme von Honda waren ausschließlich hausgemacht.