Servus @implikation,
also zur Arbeitsphilosophie der Japaner kann ich Dir nur sagen, dass wir uns da immer noch eine ordentliche Scheibe abschneiden können.
Von daher vermute ich, dass die Japaner (Hondianer) mit ihren Mexiko-Werken todunglücklich sind; als Japaner (Gesicht wahren) würden sie dies jedoch nie in die Öffentlichkeit tragen, sondern sich lieber den Mund zutackern. Intern ist in Japan's Gesellschaft durchaus eine generelle Diskussion im Gange, ob es die richtige (Globalisierungs-)Strategie war, "nur" wegen des teuren Yen die Produktion weitestgehend in's Ausland zu verlagern; Honda produziert ja bereits mehr als 80 % seiner Fahrzeuge nicht in Japan. Japan lebt aber - wie Deutschland / Österreich / Schweiz - zu einem Gutteil vom hervorragenden Ruf seiner Produkte und der lässt sich an Produktionsstandorten in anderen Teilen der Welt nicht immer halten. Nachdem z.B. das Werk im mexikanischen Celaya technologisch baugleich mit jenem im japanischen Yuri ist (modernste Ausstattung), bin ich überzeugt, dass die jeweilige Produktqualität nicht produktionstechnisch oder gar technologisch bedingt ist sondern ausschließlich ein Ergebnis der jeweiligen Arbeitsmoral ...
Ich denke, dass die Hondianer bereits erhebliche Mühe und Energie in die mexikanische Arbeits- bzw. gegen die Siestamoral investiert haben, aber noch Jahrzehnte kein Licht am Tunnelende zu erkennen ist, wenn man vom mexikanischen Produktionsstandort die Qualität der japanischen Werke einfordern will; dazu müsste man bestimmte Grundhaltungen in der mexikanischen Gesellschaft ändern und das wird sicher dauern, denn der Mensch ändert sich ja nicht bei Eintritt durch das Werkstor. Das ist so meine Hauptkritik an den heutigen Unternehmern und Turbokapitalisten, dass sie den Faktor Mensch in allen Belangen hinten anstellen (den hiesigen wird gesagt, sie seien zu teuer; woanders sind die Leute aber häufig nicht ausreichend qualifiziert, um Hochtechnologieprodukte herzustellen); da braucht sich dann keiner wundern, wenn hier wie dort ein Projekt nach dem anderen Baden geht ...
Es ist ja (sogar) in der mexikanischen, vor allem aber der US-amerikanischen Berichterstattung viel zu lesen über die typischen mexikanischen Standortprobleme (nicht nur Honda ist betroffen, sondern auch alle anderen Automobilproduzenten vor Ort):
- Schwierigkeiten, bzgl. der erforderlichen Kapazitätsausweitungen auch ausreichend qualifiziertes Personal zu finden,
- Aussetzen der Produktion bzw. Verschieben von Produktionsstarts (zuletzt Automatikgetriebe), weil die geforderte Qualität (noch) nicht erreicht wird
- Produktion in reduzierter Taktung, um die geforderte Qualität halbwegs zu erreichen
- mutwillige Produktionsstörungen der Belegschaft, um der Forderung nach Gehaltsboni Nachdruck zu verleihen, welche jedoch verweigert werden, weil die Qualität nicht stimmt,
- marodierende Räuberbanden, die die Autotransportzüge abpassen, um Fahrzeugteile abzumontieren oder gleich ganze Fahrzeuge zu stehlen usw.
Mein Fazit:
Der Fehler, den Honda gemacht hat, ist jener, dass man sich ausschließlich von den finanziellen und fiskalischen Vorteilen der kontinental-amerikanischen Freihandelszone und den Subventionen Mexikos sowie durch niedrig(st)e Löhne anlocken ließ, ohne auch die übrigen Standortfaktoren (Qualifizierung und Arbeitsphilosophie des Personals, gesicherte Transportwege etc.) zu prüfen; und jetzt hat man den Salat (Dazu muss man aber nicht auf Mittelamerika zeigen: Nokia ging - angelockt von 1,30 € Stundenlohn und EU-Subventionen für ein neues Werk - auch von Bochum nach Rumänien; doch die konnten's halt auch nicht und so wurde knapp ein Jahr später die Produktion eingestellt bzw. nach China verlagert, weil offenkundig ein extrem hoher Anteil "Ausschuss" produziert wurde).
Dazu kommt, dass Honda im mexikanischen Werk in Celaya zu 80% für den US-amerikanischen Markt produziert; am US-Markt wird "nur" hinsichtlich der Fahrzeugsicherheit und der Umweltverträglichkeit akribisch agiert; amerikanische Kunden sind aber nicht sonderlich kritisch, was die Verarbeitungsqualität betrifft (sind ja nur die "Qualität" aus Detroit gewöhnt); insoweit gibt es vermutlich zu wenig heftigen Druck der amerikanischen Kunden hinsichtlich Lackierungsfehlern, Spaltmaßen, vergessenen bzw. falsch oder nicht funktionstüchtig eingebauten Teilen usw ...
Meine Alfas waren im Regelfall aus dem Werk bei Neapel; die dortige Verarbeitungsqualität entsprach in etwa dem mexikanischen Niveau. Alle Alfisti haben sich daher eine gewisse Gleichgültigkeit zugelegt, weil sie ihr Auto ansonsten (Design; früher auch Boxermotor) abgöttisch verehrt haben und bis vor kurzem das Preis-Leistungs-Verhältnis noch stimmig war (Bei den Preissprüngen, die Alfa jetzt gemacht hat, müssen sie jetzt BMW-Qualität liefern; mal schauen, ob das hinhaut). Diese Gleichgültigkeit entspannt tatsächlich und man wird etwas lockerer bzgl. etwaiger Mängel; es kann aber keine Begründung sein, dass Honda sich hier nicht noch mehr anstrengen muss, um den firmeneigenen Ansprüchen auch in den mexikanischen Werken zu genügen ...
Dass - so mein Eindruck - die Forumsmitglieder insgesamt dennoch sehr zufrieden mit ihrem HR-V sind, liegt wohl daran, dass es ein in sich stimmiges Fahrzeug ist, dass die verhältnismäßig kleinen Mängel verschmerzen lässt. Und das ist doch schon viel wert.
Lösung:
Honda müsste wohl in die Endkontrolle im Werk in Celaya ausschließlich Japaner stellen, die dann auch noch rigoros alle Fahrzeuge als "Ausschuss" vom Band nehmen, die nicht den Honda-Qualitätsstandards entsprechen; ich befürchte nur, dass die Ausschussquote dann zu hoch wäre ...
Ach ja, bevor ich's vergesse: Nach einem Blick auf Deine Signatur muss ich Dir noch zu Deiner vorzüglichen HR-V-Auswahl gratulieren ! Das zeugt von Geschmack! 
Noch eine Bitte: Ergänze doch in Deinen Stammdaten noch Wohnort und Postleitzahl. Dann ist es perfekt (aus mexikanisch wird dann japanisch
).